Stationen (5)
(November 2024)
Was dieser Beitrag behandelt:
Fotografie ist inzwischen seit fast 50 Jahren das Hobby, das mir wirklich am Herzen liegt. Einige Themen haben sich nach einer ersten Orientierungsphase heraus geschält und gehalten. Trotzdem gibt es wechselnde Schwerpunkte. Aktuell begeistert mich die digitale Infrarotfotografie wieder sehr, nachdem ich sie eine ganze Zeit lang beiseite liegen lassen habe.
Digitale Infrarot-Fotografie:
Der besondere Reiz
Zu dieser Frage muss ich etwas weiter ausholen: Erste Erfahrungen mit Infrarot-Fotografie hab ich schon vor langer Zeit mit konventioneller Fototechnik gemacht. Es gab spezielles Filmmaterial, das "für IR sensibilisiert" war. Tatsächlich war das aber ziemlich bescheiden verglichen mit der spektralen Empfindlichkeit unserer heutigen Digitalkameras. Dazu kam noch, dass man einen recht beachtlichen Aufwand treiben musste: wegen langer Belichtungszeiten schieden bewegte Objekte von vorn rein aus, der Film war stark wärmeempfindlich, die Fokusdifferenz musste berücksichtigt werden und eine ganze Reihe weiterer Probleme kamen auf den IR-Fotograf zu. Alles zusammen führte dazu, dass damals meine Begeisterung für Infrarot-Fotografie schnell zum Erliegen kam.
Ein erster qualitativer Sprung der IR-Fotografie war für mich mit dem Umstieg auf Digitalfotografie erreicht, nachdem ich zum ersten Mal eine technisch modifizierte Kamera (der interne IR-Sperrfilter war entfernt worden) in der Hand hielt: kurze Belichtungszeiten und die Möglichkeit das gerade eben gemachte Bild sofort auf dem Kameradisplay kontrollieren zu können.
Man wird aber verwöhnt: Heute hätte ich für IR keine Lust mehr auf eine Spiegelreflexkamera, denn die spiegellose Kamera ist einfach um so viel komfortabler, weil man hier schon vor dem Druck auf den Auslöser sehen kann wie das Bild aussehen wird - einfach wirklich Klasse!
Infrarot in Farbe oder lieber Schwarz-Weiß?
Hier schwankt meine Präferenz zeitweise. Zur Zeit bevorzuge ich das reine Schwarz-Weiß bei den meisten Bildern. Ich kann es aber oft nichtganz lassen wenigstens mit leichten Tonungen zu experimentieren.
Infrarot ganz klassisch
Infrarot-Aufnahmen ganz klassisch in reinem Schwarz-Weiß: Da kann man gestalterisch nur selten viel falsch machen.
Das reine Schwarz-Weiß-Infrarot zeigt seine Stärken vor allem bei Landschaftsaufnahmen mit Wood-Effekt (die "Raureif-Bilder im Sommer" sind gemeint). Das ist ja immer der erste Blickfang. Weil dieser Effekt aber sehr dominant ist, läuft man Gefahr den Betrachter der Bilder damit zu übersätigen - also Vorsicht!
Nicht so originell finde ich es auch sich auf einen einzigen zugegebenermaßen plakativen Effekt "einzuschießen", wie man manchmal bei vielen IR-Fotografen den Eindruck haben kann.
Ein Hauch Farbigkeit hat seinen Reiz
Von diesem Bild von den drei Zinnen habe ich viele Versionen durchprobiert. Inzwischen gefällt mir diese hier mit nur sehr wenig Farbe eindeutig am besten.
Bei digitaler Infrarotfotografie hat man ja die Auswahl, ob man gar keine Farbe, etwas Farbe oder viel Farbe in seinen Bildern haben möchte. Gesteuert wird das durch die Wahl des Filters. Meine Kamera hat einen 630 nm Filter eingebaut. Das bedeutet, dass zusätzlich zum Nah-Infrarot noch ein merklicher Anteil des sichtbaren Lichts den Bildsensor erreicht. Ich dachte damals, als ich die Kamera auf IR modifizieren lassen habe, dass ich so einfach mehr gestalterische Wahlmöglichkeiten habe. Tatsächlich mache ich aber nur sehr wenige Aufnahmen so. Ich finde diese Bilder oft einfach zu kitschig. Die Falsch-Farben dominieren die Bildwirkung und lenken ab von der eigentlich beabsichtigten Bildwirkung.
Man kann den gewünschten Spektralbereich aber einengen, indem man einen entsprechenden Filter vor die Frontlinse setzt. Ich verwende meistens den 700 nm Filter.
Farbig muss nicht bunt heißen
Ich habe nur wenige farbkräftige IR-Bilder, die ich nicht nach einiger Zeit einfach zu kitschig finde. Hier ist eines, das den "ZEIT-TEST" bestanden hat.
Es gibt Motive, die einfach einen kräftigen Schuss Farbe vertragen. Wie weiter oben beschrieben kann das leicht zu dominant werden, was mir dann nicht zusagt. Ich achte deshalb darauf, dass ich die Farbigkeit auf nur wenige Töne beschränkt einsetze. Bei dem hier gezeigten Bild hat das dadurch gut funktioniert, dass ich Himmel und Sand auf Neutral setzen konnte.
Vorankündigung Ausstellung
Ich habe auch Lust bekommen wieder Mal eine Ausstellung zu machen. Im kommenden Sommersemester werde ich Gelegenheit haben eine Auswahl von 24 Arbeiten unter dem Titel "Jenseits des sichtbaren Lichts" an der Volkshochschule Böblingen zu präsentieren. Näheres dazu hier sobald der genaue Termin feststeht.
Abschließende Gedanken
Ja, die digitale Infrarot-Fotografie begeistert mich gerade mal wieder besonders. Das heißt aber nicht, dass andere Themen nicht mehr interessieren. Es trifft zu, dass ich dieses Jahr insgesamt "etwas träge" war, was die Fotografie betrifft. Ich finde das nicht beunruhigend, sondern ich glaube, dass es sogar gut tut sich von Zeit zu Zeit eine kleine kreative Pause zu genehmigen.