Fotoausstellung:
Jenseits des sichtbaren Lichts

In der Volkshochschule Böblingen, Pestalozzistraße 4, ist bis zum 6.9.2025 eine Auswahl von 24 Infrarot-Fotografien von mir zu sehen. Die Ausstellung ist während den normalen Öffnungszeiten der VHS im Erdgeschoss und im 1. Stock zugänglich.

HINWEIS:
Die in der Ausstellung gezeigten Bilder finden Sie hier in kürze.

Was gibt es zu sehen?

Ich zeige Fotografien, die mit einer technisch modifizierten Kamera aufgenommen wurden: Der überwiegende Teil des Lichts, das wir Menschen sehen können, wird bei dieser Kamera ausgeblendet und stattdessen nur Licht längerer Wellenlänge zum digitalen Bildsensor durchgelassen. Dieses Licht hat einige spezielle Eigenschaften, die sich für ganz verschiedene Zwecke nutzen lassen (z.B. für Nachtsichtgeräte, um nur ein Beispiel zu nennen).

Aber auch für künstlerische Anwendung ist eine so modifizierte Kamera interessant, weil damit Bilder entstehen, die oft "etwas Geheimnisvolles, Unwirkliches" an sich haben. Dieser Effekt kann sofort ins Auge springen oder kaum auffallen. Erst der direkte Vergleich mit einer ganz normal arbeitenden Kamera zeigt dann den Unterschied.

Mich faszinieren die gestalterischen Möglichkeiten, die man mit einer solchen Kamera hat. Erfahren Sie zunächst erst mal mehr über Bilder, die jenseits des sichtbaren Lichts aufgenommen wurden.

Infrarot-Fotografie verstehen

Moderne Digitalkameras verwenden einen digitalen Bildsensor, der eine spektrale Empfindlichkeit besitzt, die über die unseres menschlichen Auges ein ganzes Stück weit hinaus reicht. Fotografisch ist das vor allem für Infrarot-Fotografie interessant.

Physikalisch betrachtet ist Licht eine wellenförmige Schwingung. Gekennzeichnet sind Wellen durch die Wellenelänge und die Amplitude. Die Wellenlänge gibt an wie hoch der Abstand von einer Welle zur nächsten ist. Die Amplitude gibt an wie hoch die Welle ist. Für Licht bedeutet das: Je höher die Amplitude um so heller das Licht.

Wir nehmen Licht ja aber nicht nur als mehr oder weniger hell war, sondern wir sehen Farben. Dass wir das überhaupt können besitzt unser Auge drei verschiedene Arten von lichtempfindlichen Nervenzellen:

  • rotempfindliche Nervenzellen
  • grünempfindliche Nervenzellen
  • blauempfindliche Nervenzellen

Diese drei Typen lichtempfindlicher Zellen reagieren jeweils auf Licht einer ganz bestimmten Wellenlänge. Die Farbwahrnehmung rot, grün oder blau entsteht erst in unserem Gehirn.

additiv

Wir sehen doch aber viel mehr Farben, nicht nur rot, grün und blau! Alle anderen Farben entstehen durch die so genannte additive Farbmischung. Man kann das recht einfach ausprobieren, indem man drei farbige Spots in einem dunklen Raum auf eine farblose Fläche richtet. Dort, wo sich zwei Spots überlagern, entsteht eine neue Farbe. Rot plus Grün ergibt zum Beispiel Gelb. Wo sich alle drei Grundfarben überlagern entsteht weiß.

Jetzt haben wir schon sechs Farben: rot, grün, blau, gelb, cyan und magenta. Alle weiteren Farbtöne entstehen durch Helligkeitsunterschiede der drei Grundfarben.

Wellenlänge

Sie wissen jetzt, wie unser Farbsehen grundlegend funktioniert und dass es mit der Wellenlänge zusammenhängt. Der Bereich, in dem wir Farben sehen, liegt ungefähr zwischen 300 und etwas über 700 nm (1 Nanometer = 1/1.000.000 mm). Licht ist Strahlung. Es gibt jede Menge Strahlung mit viel kürzerer und mit viel längerer Wellenäge. Den Gegenstand, von dem die Strahlung ausgeht, sehen wir natürlich schon, wenn er auch im für uns sichtbaren Wellenlängenbereich strahlt. Andere von ihm ausgehende Strahlung sehen wir aber nicht.

Beispiele dafür sind UV-Strahlung, die uns einen heftigen Sonnenbrand verursachen kann, oder Wärmestrahlung, die wir auf der Haut spüren, aber nicht sehen können. Der Wellenlängenbereich, um den es bei der Infrarotfotografie geht, liegt zwischen ungefähr 750 und 1000 nm. Dieser Spektralbereich wird als N-I-R bezeichnet (Near-Infra-Red).

Fotografisch interessante Effekte

Im N-I-R gibt es einige verblüffende Effekte, die sich der Fotograf gestalterisch zunutze machen kann. Ich will hier nur kurz auf die spektakulärsten eingehen.

1. Der Wood-Effekt

Der Name kommt nicht von Holz, sondern von seinem Entdecker Robert Williams Wood. Alle Pflanzen, die Blattgrün enthalten (Chlorophyll), erscheinen im N-I-R schneeweiß. Für die Pflanze hat das einen wichtigen Schutzeffekt, da Wärmestrahlung stark reflektiert wird und die Pflanze vorm Austrocknen schützt.

Wenn Sie mehr dazu wissen wollen, lesen Sie den Artikel aus ProfiFOTO, der auf mein Buch Bezug nimmt.

Wood-Effekt

2. Landschaft ohne Dunst

Im nahen Infrarot wird atmosphärischer Dunst stark reduziert oder verschwindet sogar ganz. Das ist günstig für Landschaftsfotografie fast eder Art.

kein Dunst

3. Tiefschwarzes Wasser

Ebenfalls völlig anders als gewohnt wird in der Infrarot-Fotografie Wasser meistens wiedergegeben. Es hängt zwar auch etwas vom Winkel des Lichteinfalls ab, aber durch einen deutlich anderen Brechungsindex bekommt Wasser oft eine extrem dunkle Tonung. Zusammen mit dem Wood-Effekt ergibt das eine sehr reizvolle Gestaltungsmöglichkeit für Landschaftsaufnahmen.

Rügen